Hochbau

Kasparhansl-Hof
Neue Ortsmitte von Mimbach-Mausdorf – 2. Preis

Wettbewerbsgegenstand

NEUE DORFMITTE VON MIMBACH-MAUSDORF – „AUS ALT MACH NEU“
Die Lebendigkeit und Attraktivität der Dorfmitte von Mimbach-Mausdorf entsteht durch die Errichtung einer neuen Dorfscheune mit Feuerwehrhaus in Verbindung mit dem denkmalgeschützten Gemeinschaftshaus des Anwesen Braun. Der bestehende geschlossene Vierseithof (Kasparhansl-Hof) verhindert momentan die gewünschte attraktive Freiflächenverbindung mit dem südwestlichen Spielbereich. Um eine zusammenhängende Freifläche für unterschiedliche Nutzungen zu generieren, ist es notwendig, die geschlossene Hofstruktur in Teilen aufzulösen. Aus diesem Grund werden alle Bauteile, die nicht unter Denkmalschutz stehen, zunächst zurückgebaut. Das unter Denkmalschutz stehende Haupthaus sowie der historische Schweinestall bleiben erhalten und werden unter den Auflagen des Denkmalschutzes saniert. Als zukünftige Nutzung ist hier das Dorfgemeinschaftshaus mit Dorfbüro, Gastronomie, Schulungsräume und Nebenräumen vorgesehen. Die anmutende Bestandsscheune soll im Sinne einer ressourcensparenden Bauweise erhalten bleiben. Sie wird zurückgebaut, trocken gelagert, um dann als Baustoff für die neue Dorfscheune wiederverwendet zu werden. „Aus Alt mach Neu!“ Der neue Saal als wichtigstes Gebäude im Ort, steht in Längsrichtung der Ortdurchfahrtstraße. Ergänzt wird das Ensemble durch das Feuerwehrhaus an der südwestlichen Grundstücksgrenze. Die neue Dorfscheune, das neue Feuerwehrhaus sowie das denkmalgeschützte Hauptgebäude mit Schweinestall gruppieren sich als offener Dreiseithof um eine neue großzügige und für vielfältige Nutzung geeignete Freifläche.

REDUCE I REUSE I RECYCLE | REDUZIEREN, WIEDERVERWENDEN, RECYCELN
Der Gebäudebestand ist eine wichtige energetische, kulturelle, soziale und architektonische Ressource für die Gestaltung unserer Zukunft. Reduce, Reuse, Recycle steht für die Umwertung von Reststoff zu Wertstoff. Die 3 R`s bilden die „Abfall-Vermeidungshierarchie“. An erster Stelle steht mit „Reduce“ die Verringerung des Abfallvolumens, die Abfallvermeidung. Danach folgt „Reuse“, die möglichst direkte Weiterverwendung. Erst an dritter Stelle kommt die materielle Umformung durch „Recycling“. Je geringer die Änderung des Ausgangsprodukts, desto besser ist also der Prozess. Durch die Übertragung dieser Logik auf Architektur erhält man ein mögliches Wertesystem zum Umgang mit Bestandsgebäuden. Je weniger Änderungen gemacht werden, und je weniger Energie aufgewendet wird, umso effektiver ist die Umbau-Strategie. Aus diesem Grund soll die bestehende Scheune im Sinne der 3 R`s an anderer Stelle als Dorfscheune wiedererrichtet werden. Die vorhandenen Baumaterialien, wie beispielsweise der bestehende Dachstuhl, bleiben als Werkstoff für die neue Bebauung erhalten.

DIE NEUE DORFSCHEUNE I DAS TOR ZU DEM KIRWAPLATZ
Die neue Dorfscheune ist der zentrale Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft. Bei Festen und Veranstaltungen stehen die Tore offen. Über einen unbeheizten Bereich, der auch als Saalerweiterung im Freien genutzt werden kann, gelangen die Besucher auf den Festplatz. Das Gebäude bietet ein großzügiges Raumvolumen mit unterschiedlichen Klimazonen. Der Saal, klimatisch geschützt, geht fast nahtlos in den unbeheizten und geschützten Außenbereich über. Das Volumen der neuen Scheune entspricht in etwa der alten Scheune. Die Räume des Saales werden gedämmt. Ein fließender Übergang zwischen Außen- und Innenraum entsteht durch die Verwendung des gleichen Pflastermaterials. Die Nebenräume bilden den Rahmen. Die Cateringküche sowie die Sanitäranlagen sind multifunktional für alle Veranstaltungen (Außen und Innen) zu nutzen.

Preisgerichtsbeurteilung

Es wird vorgeschlagen, nur das Nötige des Bestandsgebäude zu erhalten. Als angemessenes Gegenstück dazu werden zwei Neubauten vorgesehen, die parallel, bzw. gedreht zur Straße stehen und mittels Öffnung eine großzügige Durchwegung erzeugen. Der dadurch entstehende Außenraum verspricht einen großzügigen Begegnungsraum für die Dorfbewohner. Die Positionierung der Bauten wird im Grunde als stimmig bewertet. Durch das Auslagern der Feuerwehr wird das Saalgebäude in Dimension und Proportion angemessen und gliedert sich gut ein, steht allerdings durchaus kräftig und dominant zur Straße. Die Trennung in zwei Gebäude wird in dem Sinne begrüßt, dass damit Flexibilität erzeugt wird. Allerdings werden damit zwei Bauwerke nötig. Die großzügige Durchwegung wird als gut befunden. Die dadurch entstehende Öffnung zum Süden/Bachraum hin wirkt stimmig. Der Kirwabaum muss hier mit seinen 25 m Länge gut aufgestellt werden können, dies gilt es zu berücksichtigen. Die Freilegung des Baches wird begrüßt; jedoch wird der genaue Bereich, bzw. die Lauflänge der Freilegung bezüglich der Zufahrten etc. noch kritisiert.

Im Bestandsbau wird die Lage einiger Nutzungen kritisiert:
- Der Schweinestall im EG hat mit Lager und Heizraum keinen EG-Kontakt nach außen;
- Die Nutzungsangebote im DG sind aufgrund Brandschutz und notwendigen Dämmungen unklar.
- Der Mutter-Kind-Raum im OG wird bezüglich der Zugänglichkeit mit Kinderwägen als schwierig betrachtet.
- Das WC in der derzeitigen Küche ist suboptimal.

Der Zugang des Feuerwehrhauses an der Ecke erscheint zu knapp. Die Anfahrt des Feuerwehrfahrzeuges erscheint stimmig. Die Idee des "Shared Spaces" über die Straße wird im Grunde positiv gesehen. Jedoch lässt die Zeichnung auf den Plänen eine Überinstrumentalisierung vermuten. Auch Anfang und Ende dieses scheinbar mit großen Steinplatten gepflasterten Bereiches ist unklar, die Grenzen erscheinen zu hart. Die Freiraum-Öffnung nach Süden wird als sehr gut bewertet. Der Grünraum im Bereich westlich der Neubauten könnte präziser und ausgedehnter sein. Die Gestaltung mit KS-Steinen und Schlämme scheint für den EG-Bereich des Hallenneubaus angemessen. Die feine Auflösung des Bauwerks im oberen Bereich als filigraner Holzbau ebenfalls. Der Raum im Inneren wirkt dadurch luftig und offen, was begrüßt wird. Der Ansatz den Dachstuhl zum Teil mit wiederverwendeten Balken zu erstellen wird begrüßt. Das Feuerwehrhaus wirkt in seiner Dimension und Materialisierung sehr massiv. Der Knick kann nicht nachvollzogen werden. Die Nutzungsverteilung im Neubau des Saalbauwerks wirkt sinnvoll. Die Konstruktion des Neubaus Saalgebäude ist im mittleren bis höheren Kostenbereich anzusetzen, aber durchaus als wertig zu betrachten. Der Holzbau kann sicherlich wirtschaftlich erstellt und betrieben werden.

Stellungnahme des BLfD:
Aus denkmalfachlicher Sicht stellt der Neubau trotz seines beträchtlichen Volumens keine erhebliche Beeinträchtigung des Baudenkmals dar. Hinsichtlich der im Baudenkmal untergebrachten Funktionsräume wird die beabsichtigte Fortschreibung der Nutzungskontinuität der seit dem Mittelalter an derselben Stelle bestehenden Gaststube im Erdgeschoss ausdrücklich positiv bewertet. Der mit böhmischen Kappen eingewölbte Schweinestall soll jedoch, wohl aufgrund seiner geringen Stehhöhe, die offenbar nicht verändert wird, untergeordnete Räume aufnehmen. Hinsichtlich der Substanzeingriffe würde insbesondere die Vergrößerung der Außentüre gegen Osten hin denkmalfachlich nicht vertretbar sein, da durch sie ein mittelalterlicher Bogen zerstört werden müsste. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand würden gegen den beabsichtigten Dachgeschossausbau wohl gewichtige Gründe des Denkmalschutzes sprechen. Belichtung und Brandschutz oder Rettungswege scheinen nicht planerisch gelöst und würden wohl zusätzliche nicht dargestellte Substanzeingriffe und Beeinträchtigungen des Baudenkmals nach sich ziehen.

Kategorie

Nichtoffener Realisierungswettbewerb – 2. Preis

Preisgerichtssitzung

22.09.2021

Standort

Mimbach-Mausdorf

Status

Abgeschlossen

Auslober

Markt Hahnbach Herbert-Falk-Str. 5, 92256 Hahnbach