Hochbau
Neue Mitte in Markt Lupburg See – 3.Preis
Wettbewerbsgegenstand
DAZWISCHEN I ZWISCHEN ALTORT UND ST. MARTIN
STÄDTEBAULICHE KONZEPTION
Die Lebendigkeit und Attraktivität der Dorfmitte von Lupburg See entsteht durch die behutsame Ergänzung der zu erhaltenden Baustrukturen von Scheune und Nebengebäude mit der Setzung eines Neubaus für die Feuerwehr mit Vereinsraum. Der Neubau reiht sich in die vorgefundenen Strukturen in Bezug auf Dachform und Lage entlang der Hauptstraße ein. So entsteht an der großen Dorflinde der Auftakt zum dahinterliegenden Dorfplatz. Die Verschmälerung der Hauptstraße an dieser Stelle akzentuiert den Bereich. Der Verkehr wird entschleunigt, Fußgänger und Radfahrer bekommen mehr Raum. In Erinnerung an die Form eines Dreiseithofes wird der neue Dorfplatz durch die umgebenden Funktionen Bürgerstadl und weitere gemeinschaftliche Nutzungen sowie Vereinsraum bespielt. Der Jugendtreff erhält sein neues Domizil im alten Feuerwehrhaus. Die vorgeschlagene neue Wohnbebauung mit unterschiedlich ausgeformten Baukörpern und Wohntypologien gruppiert sich um einen Wohnhof und besetzt zusammen mit den in Reihe gesetzten Doppelhäusern die Südseite des Kirchwegs. Entlang der zukünftig verkehrsberuhigten Hauptstraße sind ebenfalls Doppelhäuser vorgesehen.
Die große, bewust freigehaltene grüne Mitte mit der Obstwiese und dem Bereich des Bodendenkmals steht der Dorfgemeinschaft zur Verfügung und verbindet den neuen Dorfplatz mit Sankt Martin.
ENTWICKLUNGSPHASEN I UMGANG MIT DEM BESTAND I WIRTSCHAFTLICHKEIT
Um eine abschnittsweise Maßnahmenentwicklung zu ermöglichen und den Finanzierungsoptionen der unterschiedlichen Finanzierungträger gerecht zu werden, ist eine Umsetzung des Konzepts in mehreren Entwicklungsphasen möglich. Bewust wird nur eine Neubaumaßnahme vorgeschlagen, die zusammen mit der sukzessiven Aktivierung der Bestandgebäude die Dorfmitte bildet.
Mit dem Neubau des Feuerwehrhauses wird bereits der gewünschte Vereinsraum in Kombination mit dem Schulungsraum errichtet. Hier können ganzjährig Veranstaltungen stattfinden.
Mit der Reaktivierung der Scheune zum Dorfstadl mit Gemeinschaftsküche kann die Gemeinde mit geringem finanziellen Aufwand den Dorfplatz beleben. Es wird bewust auf einen aufwendigen und somit teuren Ausbau verzichtet. Ebenso wird mit dem Nebengebäude umgegangen.
Das alte Feuerwehrhaus wird für den Jugendtreff reaktiviert.
NEUBAU I FEUERWEHRHAUS MIT VEREINSRAUM
Die Alarmstellplätze für die Feuerwehr liegen nordwestlich des Neubaus mit kurzem Weg zum Alarmzugang und ermöglichen rasche Einsatzwege. Im eingeschossigen Nebentrakt befinden sich die Umkleiden mit den Sanitärbereichen. Hinter der Fahrzeughalle liegen die notwendigen Lagerflächen, der Trocknungsraum, die Stiefelwaschanlage, der Hausanschlussraum sowie das Einsatzbüro.
Die Fahrzeughalle des neuen Feuerwehrhauses orientiert sich zum Kreuzungspunkt Hauptstraße und St.-Martin-Straße. Bei Alarm ist ein schnelles Ausrücken gewährleistet. Vor der Fahrzeughalle befindet sich die nötigen Aufstellflächen. Nach dem Einsatz erfolgt der Weg in die Umkleiden über die Schwarz/Weiß-Trennung.
Über der Fahrzeughalle befindet sich im Dachgeschoss der Vereinsraum bzw. der Schulungsraum der Feuerwehr. Das Eingangsfoyer öffnet sich zum Dorfplatz. Über eine einläufige Treppe sowie einen Aufzug gelangt man in den Versammlungsraum. Der multifunktionale Raum orientiert sich mit seiner verglasten Giebelseite zur Hauptstraße. Neben der Feuerwehr dient er auch den Vereinen und der Dorfgemeinschaft. Ein traditioneller Dachstuhl ermöglicht die stützenfreie Ausformung des Raums und macht ihn flexibel nutzbar.
Der Neubau wird als Holzbau errichtet. Die Fassade besteht aus hinterlüfteten Hollamellen, senkrechte Holzlattung, Luftschicht, Wärmedämmung und eine Innenwandverkleidung aus Holz. Die Fassaden werden als Pfosten-Riegel-Holzfassade mit 3-Scheibenverglasung konstruiert. Das Satteldach erhält eine rotbraune Biberschwanzdeckung.
BESTAND AKTIVIEREN I DORFSTADL IN DER SCHEUNE
Die alte Nißl Dorfscheune bleibt mit ihrer Bausubstanz erhalten und wird Bestandteil des neuen Dorfplatzes für die Dorfgemeinschaft. Bei Festen und Veranstaltungen stehen die Tore offen. Der Scheunenbereich bleibt ungedämmt und ist vor allem in den Sommermonaten gut nutzbar. Das Gebäude bietet ein großzügiges wetterunabhängiges Raumvolumen für unterschiedlichste Nutzungen. Die Scheune beinhaltet Lagerflächen für Feste und für die Feuerwehr an (ca. 160 m2). Zusätzlich sind in den Sommermonaten Sommerkino, Sommerfeste mit Musik oder Theaterveranstaltungen und auch in Wintermonaten Veranstaltungen wie Advents- und Weihnachtsmarkt möglich.
Die neue Gemeinschaftsküche befindet sich südlich des Durchganges in dem ehemaligen Schweinestall. Hier wird im Sinne des Denkmalschutzes innenseitig gedämmt, Fußböden mit unterseitiger Dämmung neu errichtet. Die Gemeinschaftsküche mit Tresen zum Dorfplatz und wettergeschützten Vorbereich bietet zusätzliche Anziehung für die Dorfgemeinschaft.
BESTAND AKTIVIEREN I REGIONALVERMARKTUNG UND OBSTLAGER IM NEBENGEBÄUDE
Das Nebengebäude der Nißl-Hofstelle bleibt erhalten und wird als Obst- und Gartenlager benutzt. Zusätzlich können hier regionale Produkte vermarktet werden und Raum für einen wetterunabhängigen Wochenmarkt bieten. Ein großes Scheunentor öffnet sich zum Dorfplatz und lädt zum Schauen und Besuchen ein.
BESTAND AKTIVIEREN I ALTES FEUERWEHRHAUS ALS JUGENDTREFF
Nach der Errichtung des neuen Feuerwehrhauses können die Potentiale des Bestandsgebäudes für die Einrichtung des Jugendtreffs genutzt werden. Die Lage abseits des Dorfplatzes ist bewust gewählt, um den Jugendlichen einen eigenen Bereich zur Selbstgestaltung zu geben.
WOHNEN
Die typologische Vielfalt spiegelt die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Dorfgemeinschaft wider.
Das Angebot an unterschiedlichen Wohnformen richtet sich zum einen an Familien, die sich ein Einfamilienhaus (Doppelhaus) wünschen, die sich entlang der Baugrundstücke an der Hauptstraße und des Kirchwegs reihen.
Zum anderen bedient es auch den Bedarf an gemeinschaftlichen und experimentellen Wohntypologien in Form von Bauherrngruppen und kostengünstigen und geförderten Wohnungsbau für alle Lebenslagen. Diese gruppieren sich um einen gemeinschaftlichen Wohnhof mit Erschließung über den Kirchweg und führen zu einer lebendigen dörflichen Hofgemeinschaft. Die kleinen flächensparenden Grundstücke werden durch die gemeinschaftlichen Hoffläche erweitert.
Preisgerichtsbeurteilung
Das Entwurfsteam hat die Aufgabenstellung verstanden und in Hinblick auf Städtebau und beidseitiger Objektplanung eine angemessene, sensible und ansprechende Lösung vermittelt. Insgesamt fügt sich die Körnung der Gebäude im Realisierungs- und Ideenteil gleichauf mit den Freiräumen stimmig in die umgebende ländliche Dorfstruktur ein.
Die zentrale Idee im Realisierungssteil ist die Setzung des neuen Feuerwehrhauses mit Vorplatz zur Straße gewandt als zentraler Dorfakteur und Adressierung mit verbundenem Erhalt der Linde. Dahinter spannt sich ein wohl proportionierter Platz auf, umgeben von den erhaltenen Bestandshäusern Stadel und Scheune. Die ebenerdige Bespielung in Form von Bürgersaal, Küche etc. wirkt sich glaubhaft positiv in Alltagssituationen auf den Platz aus. Begrüßt wurde eine Intarsie aus einer wassergebundenen Wegedecke und die Retensionsfläche mit einer simplen abschließenden Baumreihe und passendem Kronenvolumen.
Die Skizze zur Multifunktionalität und Ausrichtung größerer Feste auf dem Platz überzeugt. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass der Vereinsraum im Obergeschoss der Feuerwehr liegt und damit Potentiale zur Belebung des Platzes kaum genutzt werden. An den Bestandshain schließt eine gerastert anmutende Streuobstwiese an. Da der Obsthain in seiner Konstellation unangetastet bleibt, wird die Chance zur Sortierung der Sichtachse (Kreuzung Hauptstraße / St.- Martin Straße / Kirche) vergeben. Leider ist der Platz durch die Treppenanlage nicht vollständig barrierefrei.
Abschließend ist der Entwurf grundsätzlich als positiver, eigenständiger und inspirierender Beitrag zum Wettbewerbsaufgabe aufzufassen.
Kategorie
Nichtoffener hochbaulicher Realisierungswettbewerb – 3.Preis
Preisgerichtssitzung
18/ 19.09.2024
Standort
Markt Lupburg See
Status
Abgeschlossen
Auslober
Markt Lupburg,
vertreten durch den Ersten Bürgermeister Manfred Hauser