Neubau Bürgerhaus in Wellen – 1. Preis

Wettbewerbsgegenstand

EIN BÜRGERHAUS MIT VERANSTALTUNGSSAAL IN WELLEN

Die Lebendigkeit und Attraktivität der Dorfmitte von Wellen wird durch das Freistellen des alten Bürgerhauses reaktiviert und neu belebt. Der Anbau des historischen Bürgerhauses wird zurückgebaut und die historische Bausubstanz freigestellt. Der neue Veranstaltungssaal wird als eingeschossiger Baukörper als Verlängerung des Bestandes in den ansteigenden Hang errichtet. Das historische Bürgerhaus wird mit dem neuen Veranstaltungssaal zu einem würdigen Dorfmittelpunkt. Die aktuell kleinstrukturierten Freiflächen werden durch ein durchgängiges Freiraumkonzept ersetzt. Der neu gestaltete Dorfplatz, der Bürgerbalkon und die neu angelegten Bürgerterrassen schaffen zu allen Seiten einen großzügigen Freibereich für das Bürgerhaus.

HISTORISCHES BÜRGERHAUS MIT NEUEM VERANSTALTUNSSAAL UND BÜRGERBALKON

Das historische Bürgerhaus ist eine wichtige energetische, kulturelle, soziale und architektonische Ressource für die Gestaltung der Zukunft von Wellen. Aus diesem Grund wird der Bestand durch einen Neubau ergänzt, der sich in Dimension und Kubatur zurücknimmt. Lediglich an der westlichen Stirnseite tritt der Neubau in Erscheinung. Hier präsentiert sich der Baukörper mit einem großzügigen Foyer und dem Veranstaltungssaal dem Besucher. Das Dach dient als neuer Bürgerbalkon mit Blick auf die Mosel und über die Landschaft. Als „offenes Haus“ bietet der Neubau Raum für Veranstaltungen und Ausstellungen. Über das offene Foyer können größere Geräte vom Dorfplatz in den Veranstaltungsraum transportiert werden. Lager für Bestuhlung, Bühnen- und Technikelemente sind dem Saal zugeordnet.

DORFPLATZ I BÜRGERBAKON I BÜRGERTERRASSEN

Der neue Dorfplatz, der Bürgerbalkon und die neu gestalteten Bürgerterrassen bilden die Neue Mitte von Wellen. Der gesamte Dorfplatz erhält einen versickerungsoffenen Natursteinbelag. Der Belag rastert den Platz und zoniert die unterschiedlichen Nutzungen. Die Stellplätze werden nördlich unter den bestehenden Bäumen angeordnet. Während der Kirmes, bei Festen und Konzerten bietet der Dorfplatz ausreichend Fläche für ein Zelt (10 m x 30 m), für Buden und Bierstände. Die Buden können auch auf den neu angelegten Bürgerterrassen liegen. Die neu gestalteten Terrassen sollen als Veranstaltungsfläche (kleine Tanzflächen bei Weinfesten), zum Verweilen und als Aufenthaltsfläche dienen. Sitzbänke aus Beton und Weinreben strukturieren den südlichen Freibereich und erinnern an die ehemalige Nutzung des Hügels. Die bestehenden Bäume bleiben erhalten.

Preisgerichtsbeurteilung

Der Entwurf besticht durch seine Klarheit, positive Einfachheit und Stimmigkeit. Das alte Bürgerhaus wird freigestellt, reaktiviert und die Zugangstreppe des Hauses wird in Ihrer historischen Form wiederhergestellt. Die dem Dorfplatz zugewandten Gebäudefassade geht in den eingeschossigen Neubau über der das Thema eines eingeschossigen Natursteinsockels aufnimmt. Der Natursteinsockel erfährt durch seine mit Holz-Aluminiumfenstern durchwirkte Natursteinfassade und Natursteinbrüstung eine hochwertige, außenraumaffine Gestaltung und nimmt sich angenehm zurück. Das begrünte Dach bietet als Stadtbalkon einen weiten Blick ins Moseltal und geht hangseitig in Form von neuangelegten Weinterrassen in den dahinter anschließenden Außenraum des Grundstücks über. Bestandsgebäude und Neubau werden klar und schlüssig organisiert. Das gläserne Foyer liegt folgerichtig am Übergang zwischen Bestandsgebäude und Bürgersaal. Als Gelenk verbindet es einerseits die im südlichen Erdgeschoss des Bestandsgebäudes untergebrachten Nebenräume des Bürgersaals wie Cateringbereich und Sanitärraume und andererseits über eine hangseitige Außentreppe den Dorfplatz mit den Weinterrassen. Ein weiterer Zugang in den südlichen Grundstücksteil ist entlang der Straße Im Bungert vorgesehen. Der Bürgersaal lässt sich über eine durchgängig öffenbare Fassade bei Veranstaltungen mit dem Dorfplatz verbinden und gemeinsam bespielen, eine Unterteilung 2/3 zu 1/3 des Saals ist ebenfalls möglich. Weitere Nebenräume des Bürgersaals werden folgerichtig über einen Flur hangseitig untergebracht. Wobei die Anlieferung des dort vorgeschlagenen Technikraumes noch nachzuweisen ist. Einige wenige Nebenräume sind im Sockel des Bestandsgebäudes vorgesehen.

Der nördliche EG-Bereich des Bestandsgebäudes wird der Kitaerweiterung und dem über den Dorfplatz anlieferbaren Lager- und Müllbereich zugeordnet. Im Obergeschoß des Bestandsgebäudes finden der Kita Speisesaal mit Küche und ein Vereinsraum mit Sanitärbereich und ein zusätzlichem Archiv Ihren Platz. Der vom Vereinsraum dargestellt Zugang auf die Weinterrassen ist nicht realisierbar. Der Kitabereich erhält eine Verbindungsbrücke zur bestehenden Kita. Der Entwurf setzt die gewünschte Bespielbarkeit des Dorfplatzes mit Festzelt und Ständen in um, schafft die gewünschte Zuschaltbarkeit des Bürgersaals. Eine vielfältige Nutzbarkeit des Dorfplatzes und der begrünten Bereiche ist zu erwarten. Der Neubau übernimmt die Thematik der ortstypischen Weinbergterrassen und tritt mit den Qualitäten des Bestandsbau in einen sich gegenseitig verstärkenden Dialog.

Die Reaktivierung des Bestandsgebäudes und die Konstruktion des Neubaus als Hybridbau in Beton und Holz ist nachhaltiger Ansatz zu werten. Die Barrierefreiheit ist gegeben. Der Entwurf ist durch seine Kompaktheit als wirtschaftlicher Beitrag zu werten. Der unprätentiöse Entwurf nimmt sich gegenüber dem Bestandsgebäude vornehm zurück und stellt ein überzeugendes Angebot für ein Bürgerhaus dar. 

Kategorie

Nichtoffener hochbaulicher Realisierungswettbewerb – 1. Preis